Deutschlands aktueller Umgang mit Gasinfrastruktur erschwert die bestmögliche Nutzung zukünftiger Chancen klimaneutralen Wirtschaftens. Mit einer Kurskorrektur hin zu langfristigem, zielgerichtetem Denken und einem echten Wettbewerb verschiedener Lösungen insbesondere auch auf der Nachfrageseite können die Klimaziele hingegen effektiver erreicht werden.
Um die Chancen des klimaneutralen Wirtschaftens bestmöglich zu nutzen, muss der Wettbewerb unterschiedlicher Lösungen der Energiewende gestärkt werden. Hierzu zählt beispielsweise der Wettbewerb zwischen Elektrifizierung, Effizienzmaßnahmen und synthetischen Gasen. Insbesondere in Bereichen, in denen heute Gas verbraucht wird, fehlt es allerdings noch an einem solchem Wettbewerb. Dabei wird sich bis 2050 durch die Umstellung auf klimaneutrale Prozesse die Rolle gasförmiger Energieträger im Energiesystem fundamental verändern. Dies wiederum wird Auswirkungen auf die dafür nötige Infrastruktur haben: Gasinfrastruktur muss gezielter am lokalen Verbrauch ausgerichtet sein, wird teilweise andere Gase transportieren und wird veränderte geografische und sektorale Schwerpunkte haben.
Die durchschnittliche Lebensdauer von Gastransportinfrastruktur beträgt 80 Jahre. Daher haben alle Entscheidungen von Netzbetreibern und Regulierungsbehörden langfristige Auswirkungen und müssen dementsprechend den Zielkorridor für Klimaneutralität klar berücksichtigen. Hierfür ist ein „weiter wie bisher“ nicht die richtige Lösung – eine grundsätzliche Kurskorrektur ist notwendig. Für den Erfolg dieser Kurskorrektur braucht es neue Entscheidungsprozesse, da momentane Prozesse die Interessen der Betreiber traditioneller, bestehender Infrastruktur stark bevorzugen.
In unserem Briefing beschreiben wir Handlungsnotwendigkeiten und -möglichkeiten, die in Anbetracht der kommenden Konjunkturprogramme, die ohnehin anstehende Veränderungsprozesse beschleunigen werden, von zunehmender Dringlichkeit sind.